Weingebiete und ihre winzer
- Weinbaugebiet Ahr -

 

 

Einleitung

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Das Weinbaugebiet Ahr mit etwa 550 ha Anbaufläche ist eine romantische, pittoreske Flusslandschaft mit Felsen und steilsten Rebhängen in Südlage. Es ist das größte geschlossene Rotweinanbaugebiet in Deutschland. In dem bizarren Canyon wird Rotwein auf ca. 85 Prozent der Rebfläche angebaut.

Die Lage am Südrand der Kölner Bucht – mit dem Einfluss des Golfstromes und im Regenschatten der Eifel – zeichnet sich durch milde Winter, niedrige Niederschlagsmengen und eine hohe Sonnenstundenanzahl aus. So herrscht in dem engen Tal ein spezielles, nahezu mediterranes Mikroklima. Ideale Bedingungen, um jenseits der Gute-Weine-Grenze, dem 50. Breitengrad, Bestes anzubauen. In warmen Sommern können die Temperaturen an den Schieferplatten über 70 Grad erreichen.

Die Steilhänge, die meist streng nach Süden ausgerichtet sind, ergeben eine optimale Sonnenexposition. Schiefer- und Grauwackeböden nehmen die Wärme rasch auf und speichern sie.

Auf Schiefer gewachsene Spätburgunderreben lassen einen sehr mineralischen, fruchtbetonten, filigranen Rotwein entstehen.

Mit dem trockenen Weinausbau an der Ahr hat sich das Publikum gewandelt - vom Reisebustourismus mit einer Vorliebe zu süßem Wein hin zu zahlungsfähigen Wandersleuten auf Geröllpfaden mit dem Ziel einer gepflegten Einkehr und dem Sinn für Trockenes.

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 Weingeschichte

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Vor den Römern lebten die Kelten im Ahrtal, die Besiedlung durch die Römer vor Christi ist gut belegt, sie sollen dort Wein angebaut haben. 

Im Jahr 1980 wurde bei Bauarbeiten für den Ausbau der Bundesstraße B267 eine zweistöckige Römervilla mit Fußbodenheizung und einem 200 qm großen Badehaus gefunden. Zehn Jahre lang wurde das Gebäude im Auftrag des Denkmalamtes Koblenz vollständig freigelegt. Es ist seit 1993 in einem geschützten Bau zu sehen, und dort beginnt auch der Rotweinwanderweg entlang der Ahr.

Die Römer haben wohl Wein an der Ahr getrunken. Gefunden wurden Weinamphoren aus dem Mittelmeerraum und auch ein bronzenes Weinsieb. Weinkelter aus der römischen Zeit, wie sie an der Mosel gefunden wurden, fehlen bisher als Beweis für den römischen Weinanbau an der Ahr. 

Der Weinanbau durch die Franken ist jedoch bewiesen. 

Im Prümer Urbar von 893, einer Aufzeichnung des Besitzes der Benediktinerabtei Prüm in der Eifel, sind urkundlich mehrere Weinberge an der Ahr aufgelistet, von denen Einkünfte zu erwarten waren, und die auf der Strecke der Inspektionsreisen der Mönche lagen.

Um 1200 n. Chr. hatten elf Klöster Weinanbauflächen in Ahrweiler. In Dernau besaßen zehn Klöster, 19 Grundherren und neun weltliche Herren Weinberge. Damals wurde dort ausschließlich Weißwein angebaut.

Die Grafschaft Ahrweiler wurde dann 1246 durch eine Schenkung dem Erzstift Köln zugehörig, der größten deutschen Stadt im Mittelalter.

In einem Dokument von 1417 wird beschrieben, wie der Rentmeister des Kurfürsten von Köln in die Grafschaft kam, um die zustehenden 30 Fuder Wein – also 30 Fuhren eines zweispännigen Wagens oder etwa 30 mal 1200 Liter – aus den zuvor versiegelten Weinfässern der Gemeinde zu küren. Dieser Kurwein wurde dann nach Köln abtransportiert.

Nach Ende des dreißigjährigen Krieges 1648 mit seinen Hungersnöten und Seuchen wurde an der Ahr dann anstatt Weißwein vermehrt Rotwein angebaut. Der Rote, ein Burgunder mit blassrosa Farbe, wurde wie ein Weißer verarbeitetet und dementsprechend „Ahrbleichert“ genannt.

Von 1794 bis 1814 besetzte Napoleon das linke Rheinufer und damit auch die Ahr, es wurde französisches Staatsgebiet. Im Rahmen der Säkularisierung wurden die Besitztümer der Kirche aufgelöst. Der Ahrrotwein musste mit preisgünstigen und alkoholreichen französischen Weinen konkurrieren. 

Nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig ordneten die Siegermächte auf dem Wiener Kongress 1814 -1815 das Gebiet neu an. Das Ahrtal wurde dem preußischen Königreich zugeteilt. Durch einen Zollschutz wurden französische Weine teurer und der Inlandsmarkt zunehmend mit Ahrweinen beliefert.

1833 trat Preußen dem deutschen Zollverein bei. Der Export von Ahrwein – besonders nach Belgien – kam zum Erliegen. Hinzu kamen mehrere Missernten in Folge. Diese und wohl auch mangelnde Pflege führten zu minderwertigen Weinen und brachten die Ahrwinzer um 1860 in Not. Manche Winzerfamilie wanderte nach Amerika aus. 

In der Not gründeten 18 Winzer in Mayschoß 1868 die wohl erste Winzergenossenschaft der Welt. Mit Erfolg: bis 1900 wurden fast 20 weitere Winzergenossenschaften im Ahrtal gegründet. Deren Handlungsreisende verkauften die Weine auch in der Ferne.

In der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr produzieren über 400 Mitglieder heute jährlich etwa 1,3 Millionen Flaschen Wein, davon etwa 60 Prozent Spätburgunder und 20 Prozent Riesling.

1902 wurde die „Versuchsanstalt für Weinbau, Gartenbau und Landschaft“ in Ahrweiler gegründet. Der Fremdenverkehr belebte das Ahrtal. In Altenahr gab es 1905 bereits elf Hotels. Kurbäder starteten dann nach 1920 in Bad Bodendorf und Bad Neuenahr.

Auf dem Gelände des 1138 gegründeten Augustinerinnenklosters Marienthal wurde 1925 die staatliche Weinbaudomäne Kloster Marienthal gegründet, die 2004 durch ein Konsortium aus dem Weingut Meyer-Näkel, Brogsitter Weingüter, Dagernowa Weinmanufaktur und der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr übernommen wurde. Die Ruinen des Klostergartens und der Klosterkirche, z. T. von Efeu und der wilden Weinrebe Parthenocissus überwuchert, stehen noch immer. Der Klostergarten und die 1925 erneuerten Gebäude der Weinbaudomäne sind seit 15 Jahren bewirtet und ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel mit der Möglichkeit zur Weinverkostung geworden.

1910 wurde im Rahmen des Schlieffen-Plans, mit dem Ziel einer verbesserten Infrastruktur im Falle eines Krieges gegen Frankreich, eine Bahnstrecke von Köln über das Ahrtal nach Frankreich geplant. Es kam aber zu keiner Vollendung. Nach Errichtung von fünf Tunneln und Brücken wurde der Weiterbau nach dem ersten Weltkrieg von der französischen Besatzungsmacht unterbunden.

Der Silberbergtunnel wurde aufgrund seiner im Inneren herrschenden feucht-dunklen Bedingungen in den Folgejahren für eine Pilzzucht mit Champignonanbau genutzt. Von 1944 bis 1945 diente der Tunnel dann der Ahrweiler Bevölkerung als Schutzbunker. Aus vielen, einfach gezimmerten Holzbaracken entstand geradezu eine Stadt im Berg. Die mit Hausnummern versehenen Buden boten bis zu 2.500 Menschen tagsüber Schutz vor Bombenangriffen. Heute kann die Gedenkstätte Silberberg als Zeuge dieser Zeit besichtigt werden.

Im zweiten Weltkrieg bereitete der Widerstandskämpfer Philipp Freiherr von Boeselager, Herr auf Burg Kreuzberg im Ahrtal, mit seinem Bruder Georg in der Gruppe um Henning von Tresckow das dann gescheiterte Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 vor. 

Der Anbau von roten Trauben hat den Weißwein-Boom des 20. Jahrhunderts überlebt, wie auch den Regierungsumzug von Bonn nach Berlin.

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 Spitzenweingüter

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Meyer-Nägel, Jean-Stodden, J. J. Adeneuer, Deutzerhof und Nelles sind die Spitzenweingüter der Ahr. Im Biosegment ist es die Maibachfarm in Ahrweiler.

Werner Meyer-Nägel war Gymnasiallehrer für Mathematik und Sport. Als Quereinsteiger übernahm er den Weinbaubetrieb in Dernau von seinem Vater und prägte in den 90er Jahren einen neuen deutschen Spätburgunderstil mit trockenen kraftvollen und fruchtigen Weinen. Der manchmal als Retter des Ahrweins titulierte Meyer-Nägel verabschiedete die süßen Ahrweine mit Botrytisnoten und kreierte Ahr-Burgunder mit 85 bis 90 Öchsle mit reicher Frucht in der Jugend, samtigen Tanninen und filigraner Eleganz. 

Damit wurde Meyer-Nägel zu einem der bedeutendsten und bekanntesten deutschen Winzern, der 2004 von Gault Millau zum „Winzer des Jahres“ gekürt und 2011 von Fallstaff mit dem „Lebenswerk Winzer“ ausgezeichnet wurde. Die Töchter Meike und Dörte Nägel positionieren sich in dem Betrieb.

Das Weingut Jean Stodden, dessen Tradition bis in das 16 Jahrhundert zurück reicht, wurde durch Gert Stodden bekannt. Der studierte Volkswirt erarbeitete sich das „Weinmachen“ als Autodidakt, besonders im Burgund. Noch besser, noch fruchtiger, noch komplexer und trocken war seine Devise. Die Weinexperten konnten erst wenig mit dem markanten, gerbstoffreichen, am Anfang der Reifung verhaltenen burgundischen Stil anfangen. Sein Credo: die besten Rotweine brauchen zwei Weihnachten im Holzfass. Erst Ende der 90er bekam er internationale Anerkennung. Der Gault Millau hatte Gert Stodden bis 2002 merkwürdig niedrig bewertet. 

Der älteste Sohn Alexander Stodden studierte Önologie in Geisenheim, kelterte in Südafrika und in den USA. Er führt nach dem Tod von Gert Stodden seit 2013 das Weingut im Stodden-Stil weiter – mit großem Erfolg. Die Weine sind jetzt etwas fruchtdichter und geschmeidiger.

Alexander Stodden gehört zur Elite der deutschen Spätburgunderwinzer und erreicht das mit akribischer, selektiver Weinbergsarbeit. Die besten Rotweine werden über 1,5 Jahre in ausgesuchten neuen französischen Holzfässern gelagert und entwickeln sich dann in Flaschenlagerung weiter. Das gilt auch für die Basisweine. Erst dann kommen die feinen Nuancen mit kräuterwürziger Note zum Vorschein.

Das Weingut J. J. Adeneuer in Adenau wird von den beiden sehr energischen Brüdern Frank und Marc  Adeneuer in 500jähriger Tradition weitergeführt. Auch dieses Weingut hat die Qualität seiner Pinot Noirs im Stilwandel auf hohes Burgunderniveau gebracht, Lesezeitpunkte vorverlegt und beste Barriques eingesetzt. Der Holzeinsatz gilt nur als Stütze, um die Frucht weiter nach vorne zu bringen. Seit 2004 wurden die Mengen reduziert und die Maischezeit verlängert sowie die Kaltmazeration eingeführt. Die Walporzheimer Gärkammer 2014 gehört zu den deutschen Spitzenrotweinen auf hohem Grand-Cru-Niveau.

2015 habe ich die sehr ehrlichen Brüder auf Bioumstellung angesprochen, sie fürchten die wirtschaftlichen Risiken.

Das Weingut Deutzerhof in Mayschoss hat unter Hella Cossmann-Hehle und der Betriebsleitung von Jörg Lüchau die Tradition zu langlebigen Spätburgunderweinen bewahrt. Wolfgang Hehle, Schwiegervater von Hela Cossmann-Hehle, gehörte in den 80er Jahren mit zu den Pionieren für trockenen Rotwein an der Ahr und war ein Qualitätsfanatiker. Er nannte den Franzosen Nicolas Joly, ein Vertreter des biodynamischen Weinbaus, als Vorbild. Die Weine werden spontan vergoren und überwiegend unfiltriert abgefüllt. In den letzten Jahren gelangen Überraschungen, auch bei den weißen Weinen mit Riesling und Chardonnay.

Das Weingut Kreuzberg in Dernau zeigt den „Spätburgunder Unplugged“ als Markenzeichen des Hauses, spontan vergoren, offene Maischegärung mit dem Ergebnis: filigrane Frucht. Die eigentliche Spezialität der Kreuzbergs ist der Frühburgunder.

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 Bioweingüter

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Weingut Bäcker, Christoph Bäcker, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ecovin, 2,5 ha

Christoph Bäcker hat 1990 das Weingut auf biologischen Anbau umgestellt. Er ist ambitioniert, seine Weine 2016 und 2017 holen deutlich auf. Die 2016er Lagenspätburgunder, in neuen Barriques gereift, sind bereits früh ausverkauft.

Bäcker arbeitet auch mit den PIWIS (Pilzresistenten Rebsorten) Regent und Solaris.

Die Anbaufläche beinhaltet meist Steillagen, und die Spitzenlage „Walporzheimer Himmelchen“ als Flachlage.

Im Keller arbeitet Bäcker ohne Schönungsmittel.

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Weingut Michael Fiebrich
, 53508 Mayschoss
DE-ÖKO-039

Das kleine Weingut an der Ahr besteht seit 2008, Michael Fiebrich betreibt das Weingut von Anfang an ökologisch, sein Grundgedanke ist auch die ganzheitliche Arbeit. Die Devise ist: „So viel Natürlichkeit wie möglich“.

Die Top Lage ist der Ahrweiler Rosenthal und die Steillage Eichert.

Die Weine werden in einem alten Felsenkeller in Laach ausgebaut.

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Maibachfarm
, Renate Günther, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
Bioland, 8,5 ha

Ende der neunziger Jahre von einer vermögenden Bonnerin gegründet, ist es das führende Bioweingut an der Ahr, und auch das mit den ehemals unklarsten Verhältnissen. 2006 wurde mir von Angestellten auf Top-Ahrweingütern erzählt, dass einige ihrer Weine ja schon Bio seien, es werde bestes Lesegut von Unbekannt zugekauft. 2010 kam dann der ehemalige Verwalter der Maibachfarm vor Gericht und wurde 2012 verklagt. Ihm wurde vorgeworfen, vom Geld der Eigentümerin der Maibachfarm Weinberge für knapp eine Millionen Euro gekauft und diese anschließend an diese wieder verpachtet zu haben. Der Wirtschaftsprüfer war ihm auf die Schliche gekommen, die Bewohner des ganzen Tales hatten zuvor wohl „dicht gehalten“.

Geräteträger und ein Auto hat er beim Auszug mitgenommen und soll beides noch nutzen, der Schaden konnte durch Rückübertragung weitgehend wieder gutgemacht worden.

Unter dem jetzigen Team von Johannes Kastenholz in der Produktion und dem Betriebsleiter Alexander Weber entwickelt sich das Weingut im idyllischen Ahrseitental mit modernsten Produktionsstätten und neu hinzugekauften Reblagen weiter. Die zu Anfang etwas anonyme Straußwirtschaft wird beliebter, die Weine sind wie immer ehrlich und den Weinmachern steht jetzt die gesamte Biotraubenernte zur Verfügung. Das macht die eigenen Rotweine jetzt noch etwas fruchtiger, die Weißen waren schon immer frisch und klar.

Bei anhaltenden Anstrengungen und falls die Weinmacher aus dem Schatten heraustreten, um Präsenz zu zeigen, ist eine deutsche Top-Platzierung in naher Zukunft möglich.

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Weingut Richter
, Christoph Richter, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ecovin, 2 ha

Christoph Richter bietet in der Kollektion 2018 nur Weißweine an. Er wartet derzeit auf die Mitarbeit seiner Tochter, die noch in önologischer Ausbildung ist. 

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Weingut Trautwein
, Anne-Christin u. Christoph Trautwein, 53507 Marienthal
Demeter, 1 ha

Anne-Christin Trautwein hat in Geisenheim Önologie studiert und dann Erfahrungenauf dem bekannten Ökoweingut Wittmann in Rheinhessen, in Australien und in Burgund gesammelt. Christoph Trautwein legte an der Ahr mit 15 Jahren seinen ersten Weinberg an, machte eine Winzerausbildung und studierte dann in Geisenheim Önologie. Die beiden haben 2019 das seit 1649 bestehende Familienweingut Trautwein am Kaiserstuhl übernommen, das bereits von Anne-Christins Eltern Hans-Peter und Elfriede Trautwein 1980 biologisch bewirtschaftet wurde. Später führte Christoph Trautwein ergänzend die Biodynamik auf seinem Weingut ein und 2014 erfolgte die Zertifizierung durch Demeter.

In der Vinothek in Bahlingen/Baden werden die eigenen Weine und die von der Ahr von Christoph Trautwein angeboten. Genauso werden Badenweine an der Ahr in einer neuen Vinothek im Haus von Christphs Großeltern angeboten.

Die Weine werden in drei Qualitätsstufen erzeugt, die Basisweine sind fruchtig und rebsortentypisch, die klassischen Burgunder reifen im großen Holzfass und zeigen sich schon charaktervoll.

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