Lebensfreude und Wein




 


In biblischen Zeiten gehört Wein zu den profanen und ebenso zu den sakralen Festen immer dazu. Zur rechten Zeit im rechten Maß, in Dankbarkeit und in Gemeinschaft genossen, wird Wein zum Lebenswasser.

 



 

Wein euphorisiert, er macht mitteilsam, bringt eine beschwingte Toleranz. Widrigkeiten treten in den Hintergrund, das Schöne nach vorne. Es ist wie das „Verliebt sein“, man sollte es erleben, sonst kann man es nicht schätzen.

Ein völlig überfüllter Zug bleibt auf freier Strecke liegen, das Stehbistro funktioniert nach ausgegangenem Bier mit Wein weiter. An diesem Ort befindet sich der Informationstiegel über Ursachen der ausgesetzten Fahrt. Immer wieder werden teils fantastische Geschichten zu gestrandeten Eisenbahnfahrten erzählt, ein allgemeines Wohlfühlklima ist im Bistro entstanden. Der Wein hat die Phantasie beflügelt.

 

 

.

Goethe war von der ganzheitlichen positiven Wirkung des Weines überzeugt. Er schrieb: „Es liegen im Wein allerdings productivmachende Kräfe sehr bedeutender Art, aber es kommt dabei auf Zustände und Zeit und Stunde an, was dem einem nützet, schadet den anderen.“ Mit Wein entdeckte Goethe mit Friedrich Schiller und dem Philosophen Joseph Schelling die inneren Kontinente.


Ein einfaches Mahl zusammen mit anderen Menschen wird durch ein Glas Wein bereichert, jeder kann sich öffnen, Neues wird besprochen.

Wein vermittelt durch seinen Geschmack pure Emotion. Wein in Maßen beflügelt die Gedanken. Der kreative Tank ist dann geöffnet.

Weinliebhaber sammeln die Nuancen des Weingeschmacks, auch das Wissen darüber. Anders sammelt der systematische Weinsammler Jahrgänge eines bestimmten Châteaus, oder Weine mit 98 Parker-Punkten in seinem Keller. Weinsammler begeben sich gerne alleine an den Sammelort. Wieder andere sammeln Werte in Form von Wein wie Blue Chip Investmentweinen.

Weinreisen führen in die schönsten Regionen der Welt, oft zu historisch gewachsenen Orten mit viel Geschichte. Der Eintritt in unbekannte Weingebiete ist für die Reisenden oft ein atemberaubender Augenblick. Die erste imposante Moselkehre, der Besuch des Klosters Eberbach im Rheingau, die Loire mit ihren Schlössern, die Eukalyptuswälder am Margaret River in Australien.

Die anderen erhebenden Weinreisen sind die Virtuellen. Sie lassen vor den Augen des Weintrinkers dicke alte Mauern mit Rittern im Mittelalter entstehen, ein salziger Nebel an einer Steilküste erscheint. Die Grausamkeit oder die Schönheit des Schluckes liegt darin, was der Schmeckende seinem Gaumenerlebnis zuordnet, eine Synapsenverschaltung.

 

 

Achtung, in diesem Kapitel werden keine Nachteile von erhöhtem Weinkonsum aufgearbeitet!

Stattdessen werden die Besonderheiten, die schönen Seiten und das Behebende eines mäßigen Weinkonsums aufgegriffen, die Darstellung einer gepflegten Weinkultur.

Im biblischen Psalm 104,15 heißt es: „Der Wein erfreuet des Menschen Herzen.“ Martin Luther schreibt: „Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott.“ Auch im jüdischen Glauben ist Wein Ausdruck von Fröhlichkeit und Lebensfreude: „...er solle aber verdünnt getrunken werden, sonst bringt er den Kopf durcheinander." Das alte Testament warnt: „Mit einer fremden Ehefrau sitze nicht berauscht zu Tische, damit du ihr nicht das Herz zuneigst." In den Biblischen Zeiten gehört Wein zu den profanen und ebenso zu den sakralen Festen immer dazu, bei der großen Völkerversammlung auf dem Berg Zion werden erlesene Weine gereicht. Im neuen Testament hilft Jesus auf Marias Bitten der Hochzeitsgesellschaft nachdem der Wein ausgegangen ist, indem er zur Freude der Gäste Wasser in sechs steinernen Krügen in Wein verwandelt. Zur rechten Zeit im rechten Maß, in Dankbarkeit und in Gemeinschaft genossen, wird Wein zum Lebenswasser.

Wein wird in begrenzten Mengen von uns Menschen meist positiv empfunden, er euphorisiert. Er macht uns mitteilsam. Mit hoher Konsummenge können dann eher Wut und vollständige Enthemmung auftreten. Jeder von uns kennt Szenen aus Filmen mit situativer Komik. In Szene 1 entgleitet bei zwei sonst nur entfernt bekannten Menschen ein Abend nach kräftigem Weingenuss und vielleicht noch einem Schnäpserl in Turbulenzen. Es folgt etwas Verrücktes, Tanzen im Schnee, gemeinsames ausgelassenes Kochen, eine Nacht voller Philosophie oder eine Nacht der verborgenen Familiengeschichten. Auf jeden Fall menschliche Nähe. In Szene 2 begegnen sich die Beiden morgens mit gerunzelter Stirn in einem Zugabteil, Schlafzimmer, Wohnmobil oder Zelt. Der Zuschauer kennt das Ende der Szene 2.

 „Life“ ist alles noch brisanter. Das rasche Auffinden von Gemeinsamkeiten oder eine neu aufgetretene beschwingte Toleranz oder eine Diskussion über den Sternenhimmel und die Zukunft der Menschheit sind unsere intensiven Erlebnisse. Wein lässt den Geist filtern, Widrigkeiten treten in den Hintergrund, das Schöne nach vorn. Diese schönen Szenarien eines Lebens gehören zu uns, können aber süchtig machen. Es ist wie mit dem „Verliebt sein“. Man sollte es erleben, sonst kann man es nicht schätzen.

Viele kennen das Gefühl der Leichtigkeit und Stärke unter Weinkonsum. Manche erinnern sich dann an große Reden in Form verlängerter Trinksprüche. Einige haben nach einem Glas Wein schon ihnen nicht zugetraute mitreißende freie Reden vor großem Publikum gehalten. Eine Gradwanderung!  

Viele Winzer verstehen sich als Hersteller eines natürlichen Getränkes, dasLebensfreude vermittelt. Wein kann Menschen zusammenbringen. Wein in mäßigen Mengen ölt positive Stimmungen, er wirkt enthemmend. Bei gleichzeitiger angstlösender Wirkung können eigentlich undenkbare Kontakte zwischen fremden Menschen situativ entstehen.

Auf einer Zugfahrt von Hamburg nach Köln bleibt ein völlig überfüllter Zug dann auch noch auf freier Strecke liegen, nur noch das Stehbistro funktioniert nach ausgegangenem Bier mit Wein weiter. Die dort im Verlauf etwas angeheiterten Gäste, an den hohen Sitzpuffern des modernen ICE-Wagens lehnend oder im Raum stehend, sehen alles locker. Alle haben sich bereits kennengelernt.

Hier an diesem Ort befindet sich auch der Informationstiegel über Ursachen der ausgesetzten Fahrt und die verschiedenen Versionen von Optionen. Jeder der Fahrgäste, die in den Bistroraum eintreten, wird begrüßt und weiß bereits vor Herantreten an die Verkaufstheke, was noch zu haben ist und was nicht.

Eine Bankhausprokuristin wird köstlich von einem Berufsfußballer der Regionalliga unterhalten, aus dem sprudelt es nur so heraus. Der Schaffner wird von allen im Chor mit „Hallo, du altes Haus“ begrüßt. Immer wieder werden teilweise fantastische Geschichten zu gestrandeten Eisenbahnfahrten erzählt. Ein älterer Herr schwärmt von schönen Weinproben bei seinem Lieblingswinzer, er komme aber auch mit diesem Riesling im Zug aus der kleinen Flasche zurecht, der sei gar nicht mal so schlecht.

Die Sensibilität und Kritikfähigkeit in dieser Runde hat sich herabgesenkt. Dafür ist ein allgemeines Wohlfühlklima entstanden, zunächst fremde Menschen kommen sich rasch näher. Da die Weinvorräte im Zug limitiert sind und auch noch dem Einzelnen nur in gering portionierter Menge und somit fast rationiert ausgegeben werden, bleibt diese Stimmung über einen längeren Zeitraum erhalten, Negativa bleiben weitgehend aus.

Zwei jüngere Männer aus der IT-Branche haben schon vor einer Stunde ihre Visitenkarten ausgetauscht. Inzwischen wollen sie zusammenarbeiten, die möglichen Projekte werden forsch mit guter Laune entworfen. Der Wein hat die Phantasie beflügelt. Und er wirkt anxiolytisch, die Angst vor den Kosten oder eines Misslingens des geplanten gemeinsamen Projekts ist reduziert.

Ein gemeinsames Weinprojekt war ein von der Winzerin Hanneke Schönhals initierter „Raindance“, um mit Weinschorle und Tanz nach indianischem Vorbild eine Dürre in Biebelheim/Rheinhessen zu beenden – der Regen kam!

Es gibt Musiker und Schriftsteller, die nur unter Drogen kreieren. Eine Bewußtseinsänderung in uns tritt auch unter Weinkonsum auf, so gibt es Schriftsteller, die nur unter Weinkonsum schreiben können. Genauso sind eine Vielzahl von Musikkompositionen unter mäßigem Weinkonsum entstanden.

In Johann Wolfgang von Goethes Leben und Denken hatte Wein eine zentrale Rolle. Goethe war von der ganzheitlichen Wirkung seines täglichen Getränkes überzeugt. Am 11.03.1828 schrieb er: „Es liegen im Wein allerdings productivmachende Kräfte sehr bedeutender Art, aber es kommt dabei auf Zustände und Zeit und Stunde an, was dem Einen nützet, schadet dem Andern.“

Goethe feierte mit seinem Freund Friedrich Schiller und dem Philosophen Joseph Schelling, dem Vertreter des deutschen Idealismus, den Beginn des 18. Jahrhunderts mit reichlich Wein und Champagner. Goethe wurde unbefangen lustig, Schiller wurde ernsthafter mit breit ausgeholten Doktrien und Schelling behielt seine ruhige Art und kommentierte die ganze Nacht. Man entdeckte zusammen die inneren Kontinente.

Auch bei täglichem Genuss von Wein hat der Moment, in dem eine Flasche geöffnet wird, einen Zauber des Moments. Da trifft man sich täglich am Essenstisch „,la Tavola“ und jeder kann sich öffnen. Ein einfaches Mahl wird durch ein Glas Wein bereichert, es rundet den Tag.

Viele gute Winzer nehmen mit ihren Mitarbeitern unter der Woche die gemeinsame Hauptmahlzeit des Tages ein, dazu ein Glas Wein. Die gemeinsame Kraft für den nächsten Tag entsteht, Neues wird besprochen. Ein gutes Team.  Nach der Ernte wird dann einmal am Wochenende zusammen gefeiert und getanzt, ein ganz anderes Format. Wir Menschen brauchen Freude und Feste!

So gibt es aber auch für den Menschen für sich allein Freude durch Wein, auf vielfältige Weise. Wein vermittelt bereits durch seinen Geschmack pure Emotion, er kann uns zum Lachen bringen oder zum Nachsinnen führen. Wie schon erwähnt, inspiriert er die Menschen, egal ob männlich oder weiblich. Er macht die Gedanken freier, er kann begeistern.

Das nutzen Künstler, Architekten, Musiker, Philosophen, Autoren, Choreographen, Soziologen, Politiker, Theologen, Designer, Modeschöpfer, IT-ler, Erfinder und auch Alice Schwarzer. Dazu den deutschen Dichter Jean Paul zitiert: „Der Wein wirkt stärkend auf den Geisteszustand, den er vorfindet.“

Wein in Maßen beflügelt die Gedanken, und Werner Mitsch zitiert: „Wer die Wahrheit im Wein finden will, darf die Suche nicht gleich beim ersten Glas aufgeben.“ Zwei Gläser à 0,25 l sollten dann, so denke ich, für den Einzelnen oder die Einzelne in seinem oder ihrem privaten Raum am Entwurfstisch reichen, auch am Klavier. Der kreative Tank ist dann meist hinreichend geöffnet, auch wenn Goethe wohl deutlich höhere Weinmengen vertrug.

Auch die Nicht-Berufskreativen bekommen Inspiration durch Wein. Sinn und Unsinn unseres Lebens, die ganze Familie, die Meilensteine eines Lebens passieren Revue, vielleicht vor einem Kaminfeuer, vielleicht nach einem Essen mit Weinbegleitung. Dann entstehen Pläne in einem Gefühl der Gemeinsamkeit – schön!

Ein anderer Typ im Einzelnen ist der Weinsammler. Für den einen ist der Wein Poesie in der Flasche, er sammelt in seinem Weinkeller die Nuancen des Weingeschmacks. Und diese sind gigantisch vielfältig. Liebhaber von älteren, teilweise fast modrigen, schweren roten Weinen sind andere Menschen als die von filigranen Rieslingen. Beide sammeln Wissen über den Geschmack. Viele dieser Sammler finden sich bei Treffen von Weinkennern in Zirkeln wieder, in regelmäßig stattfindenen Weinrunden und bei Weinreisen in Gruppen.

Ein anderer Typus ist der systematische Sammler von Wein, er ergötzt sich vielleicht an einer fast kompletten Burgunderserie über 30 Jahrgänge eines bestimmten Châteaus. Oder an dem Besitz von 44 Flaschen mit 98 Parker Punkten, alternativ 44 Top-Rieslingen von deutschen Winzern mit fünf Gault & Millau-Trauben. Diese hat er vielleicht selbst auf speziellen Auktionen ersteigert. Ein besonderer Schatz bleibt dann auch die Erinnerung an die Begebnisse am Tag der Ersteigerung oder die Besuche bei den einzelnen Winzern. Den Weinflaschen ordnet dieser Sammler spezielle Geschichten zu.

Der systematische Sammler lagert in seinem Weinkeller bevorzugt die Weine seines Geschmacks, er trinkt sie auch alle gerne. Dabei achtet er auf eine leichte ständige Steigerung der gelagerten Menge. Dieser Weinsammler begibt sich regelmäßig, auch mal gerne alleine an den Sammelort und begutachtet die Vorräte, plant Zukäufe und Weinkellergestaltung.

Wieder ein anderer ist der Sammler von Werten in Form von Wein. Er überschlägt öfter den Marktwert seines Weinbesitzes und kauft gezielt Weine mit möglichem Wertzuwachs. Wein ist dann ein Spekulationsobjekt. Es gibt sogenannte Blue Chip Investmentweine, die Wertsteigerung liegt meist über der von Aktien. So kommen bestimmte Kultweine wie Petrus, Château Latour, Château Margaux oder Lafite Rothschild erst gar nicht in die Kehlen der Weintrinker, sondern werden zum Spekulationsobjekt. Da sie nicht nachproduzierbar sind, steigen die Preise.

Da kenne ich jemanden, der seine Leidenschaft des Weinsammelns auf Wunsch der Ehefrau offiziell aufgegeben hatte, aber heimlich über Jahrzehnte hochwertigste Bordeaux-Rotweine geheim lagern ließ, zum Subskriptionspreis erworben. Die Wertvollsten lagerte er eigenhändig in Schließfächern im tiefen Kellerbereich eines alten Bankhauses ein, konstant bei 12 Grad Celsius, lichtdicht. Überraschung dann bei Testamentseröffnung oder für die Schließfachräuber.

Dann gibt es die Weingenießer auf Reisen. Die Weinkenner kommen über diese Weinreisen in die unterschiedlichsten Regionen der Welt. Anders als beim Reisen zu Golfplätzen der Welt werden meist historisch gewachsene Orte besucht mit Winzern aus traditionellen Familien mit viel Geschichte. Die Geschichten der Winzer kann man sich als Gruppe und auch als Einzelner bei einer Weinprobe anhören. Wie bei Golfreisen führen diese Reisen in die schönsten Regionen der Welt und auf mehrere Kontinente.

Der Eintritt in ein unbekanntes Weinanbaugebiet ist oft ein atemberaubender Augenblick. Die erste imposante Moselkehre, der überraschende Eintritt der Landstraße in das kleine liebliche Saale-Unstrut Gebiet, eine Fahrradtour durch die Mittelhardt der pfälzischen Weinberge, eine Wanderung auf dem Rotweinwanderweg an der Ahr, eine Schiffstour entlang der Steillagen des Rheins bei Boppard. Oder der Besuch des Klosters Eberbach mitten in den Weinbergen des Rheingaus. Alternativ ein Besuch der Kaiserstuhlregion in Baden zur Obstblütezeit oder ein abendlicher Besuch eines klassischen Weinbergfestes in den Weinhängen des Frankenlandes mit Fackeln im Weinberg und scheinbar unendlicher Folge von Winzerständen. Auch kann man den Besuch Dresdens mit einer Wanderung durch die sächsische Schweiz und durch das kleine und feine Weingebiet entlang dem Elbeufer verbinden.

In der Welt sind es dann Regionen wie Marlborough in Neuseeland, die Loire in Frankreich mit Wein und Schlössern, Stellenbosch in Südafrika mit den Weinlagen idyllisch neben dem Jonkershoek Naturreservat, Margaret River in Australien mit atemberaubenden Eukalyptuswäldern und Felsenküste, die Höhenweinanbaulagen an den Anden in Argentinien und Chile mit schneebedeckter Gipfelkulisse, das Napa Valley Tal in Kalifornien mit dem Trubel bei über 400 Kellereien entlang des Highway 29.

Wer Interkontinentalflüge scheut, besucht Transsilvanien in Rumänien oder die höchsten Weinberge Bulgariens um Karlow oder die Toscana in Italien für außergewöhnliche Landschaftserlebnisse. Beeindruckend ist die Weinterrassenlandschaft im Wallis in der Schweiz oder die Weinlandschaft entlang der Donau in der Wachau in Österreich.

Diese Landschaften und natürliche viele mehr kann der Weinreisende genießen, zusätzlich zu den dort erhältlichen Ortsweinen und Erlebnissen.

Es gibt noch ganz andere erhebende Weinreisen, die Virtuellen! Das sind die in unseren Gedanken, während wir Wein probieren. Sie lassen dicke alte Mauern im Mittelalter mit Rittern vor unseren Augen entstehen, ein prasselndes Feuer vor einem Zeltlager, Wege mit Herbstlaub bedeckt, geschlagenes moderndes Holz. Zimt und Nelken werden aus Kaufmannsschiffen von den Matrosen über Stege getragen, ein verlorener alter Lederhandschuh aus vergangenen Zeiten erscheint wieder, eine Kaffeeplantage wird nach einem Monsunregen geerntet, eine salziger Nebel an einer Steilküste erscheint, einen nahen Menschen von früher erkennt man an seinem Duft.

Das alles braucht nur eine kurze Konzentration auf den Schluck, schon erscheinen diese Momente in der Geruchsreise. Ein kurzer transzendenter Zustand entsteht beim gleichen Weinschluck bei jedem Menschen anders. Die Grausamkeit oder die Schönheit des Schluckes liegt darin, was der Schmeckende seinem Gaumenerlebnis zuordnet.

Jeder gut gemachte Wein kann schöne emotionale Weinreisen bei uns generieren, lasst es nur zu! Spannungsaufbau und Wechselspiel mit Auflösung richten sich nach den Weinaromen in der Nase, dem Geschmack am Gaumen, dem Nachhall. Dann erfolgt die Synapsenverschaltung dieser Eindrücke im Gehirn mit unseren bewussten und unbewussten Erinnerungen. Es entsteht die virtuelle Wein- und Zeitreise. Kann wunderbar sein, beim gleichen Wein auch manchmal nahezu wiederholbar.

                                                                                                                                                             << nach oben