Biologischer Weinbau in Österreich



1910 entstand in Österreich eine Gesundheitsbewegung, die Vollwertnahrung propagierte, als einer der Gründerväter gilt der Kurarzt Maximilian Oskar Bircher, das Müsli ist nach ihm benannt.

1924 hielt der Philosoph und Pädagoge Rudolf Steiner eine Vortragsreihe über die notwendige Zunahme der Nährwerte in Lebensmitteln.

1927 war der Wurzerhof in Kärnten der erste ökologische Landwirtschaftsbetrieb.

Seit 1946 propagierte Dr. Hans Müller aus der Schweiz in seinen Vierteljahresschriften im gesamten deutschsprachigen Raum die biologische Wirtschaftsweise, 1956 hielt er einen Vortrag in Graz.

In den sechziger Jahren entstanden die ersten Naturkostläden und späteren Reformhäuser in Österreich, in den 70er Jahren übernahmen etwa 40 Biobauern in Österreich Konzepte von Dr. Müller aus der Schweiz, 1965 wurde die Vereinigung „Fördergemeinschaft des gesunden Bauerntums“ genannt, welche sich aber im Verlauf nicht weiter entwickelte.

1979 gründete sich der Bioverband ORBI (Organisch-Biologisch), später waren die österreichischen Biobauern in mehreren Verbänden organisiert, zur besseren Umsetzung der Ziele wurden die ARGE Biolandwinzer und ÖIG gegründet, 2005 kam es dann zum vollständigen Zusammenschluss unter BIO AUSTRIA mit dem Beitritt von 14.0000 österreichischen Biobauern und Biowinzern.
Die Bio Austria Richtlinien gehen über die EU-Bioverordnung hinaus.
Der Weingarten muss ganzjährig begrünt sein, alle im Anbau anfallenden organischen Stoffe müssen wieder rückgeführt werden, Obergrenze für den Kupfereinsatz ist 3 kg/ha und Jahr.

Die Weinproduktionsvorschriften von Demeter Österreich gehen ebenfalls über die EU Vorschriften hinaus.

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In Österreich entstand 1910 auf der Konsumentenseite eine Gesundheitsbewegung, die Vollwerternährung propagierte. Im deutschsprachigen Raum hatte sich eine Gesundheitsbewegung entwickelt, die diese Form der Ernährung propagierte. Als einer der Gründerväter gilt der Schweizer Kurarzt Oskar Bircher. Das nach ihm benannte Müsli ist in die Geschichte eingegangen. Es bestand übrigens aus eingeweichten Haferflocken, Äpfeln samt Schale und Gehäuse, Nüssen, Zitronensaft und Milch.

1924 hielt der Philosoph und Pädagoge Rudolf Steiner (1861-1925) eine Vortragsreihe mit dem Titel  geistes-wissenschaftliche Grundlage zum Glück deiner Landwirtschaft“. Nach Steiners Ansicht war die Landwirtschaft in einer kritischen Lage, wobei durch die materialistische Anbauweise die Nährwerte der Lebensmittel abnehmen würden. Damit das Leben der Menschen überhaupt weitergehen könne, müssten die nährenden Kräfte in den Lebensmitteln wieder zunehmen, und zwar vitale Kräfte einschließlich kosmischer Kräfte. Eine Zufuhr von chemischen Elementen und Kalorien reiche nicht. Nach Steiner besitzt die Rebe einzigartige Fähigkeiten: „All die Kräfte, die bei anderen Pflanzen nur für den jungen Keim aufgespart werden, ergießen sich bei der Rebe auch in das Fruchtfleisch und werden so dem Menschen zugeführt.“

Bereits 1927 gab es mit dem Wurzerhof in Kärnten den ersten ökologischen Landwirtschaftsbetrieb, den die Töchter von Wolfgang Wurzer, Hemma und Luise, biodynamisch betrieben, und der auch heute als Mitglied des  Österreichischen Demeter Bundes biologisch bestellt wird.

In der Schweiz entstand 1932, in Möschberg, im Kanton Bern eine Bäuerinnenschule und ein Bauernbildungszentrum unter der Leitung von Dr. Hans Müller und seiner Frau. Dort wurde Biolandbau und Vollwerternährung gelehrt. Seit 1946 veröffentlichte Dr. Hans Müller in seinen Vierteljahresschriften unter anderem praktische landwirtschaftliche Themen und propagierte die biologische Wirtschaftsweise. Ebenfalls gründete er die Anbau- und  Verwertungsgesellschaft (AVG) in Gallnitz. Damit wurde Dr. Hans Müller ein Vorbild für den gesamten deutschsprachigen Raum und Gründer der organisch-biologischen Wirtschaftsweise.

1956 gründete Margarethe Seidl mit Hans Nickel die Waerlandbewegung Steiermark in Graz. Sie holte Dr. Hans Müller zu einem Vortrag nach Graz.

1958 wurde vom Schriftsteller Günther Schwab der Weltbund zum Schutz des Lebens (WSL) in Salzburg gegründet, der rasch in vielen Ländern aktiv wurde: u. a. mit Aktionen zum Schutz der Natur. Propagiert wurde eine organische Landentwicklung, damit der Mensch überlebt. In dem 1959 erschienenen Buch „Tanz mit dem Teufel“ wurden verschiedene Problemfelder der modernen Landwirtschaft aufgezeigt: Düngung, Schädlingsbekämpfung, Erosion, Chemie, Krebs und Konsum.

In den sechziger Jahren entstanden die ersten Naturkostläden und späteren Reformhäuser in Österreich. Ende der Siebziger entstand - im Zuge des Protests gegen das Atomkraftwerk Zwentendorf - die erste Umweltbewegung in Österreich, die ihrerseits dazu beitrug, dass Biorichtlinien in den österreichischen Lebensmittelkodex aufgenommen wurden.
In den siebziger Jahren kämpfte Dr. Müller aus der Schweiz auf der Jahrestagung des Vereins Förderungs-gemeinschaft für bäuerliches Siedlungswesen um die Anerkennung biologischer Produkte. Es gab damals in Österreich etwa 40 Biobauern, die das Konzept von Dr. Müller übernahmen.

1965 wurde der Verein in die Fördergemeinschaft des gesunden Bauerntums umbenannt. Zu den Jahrestagungen wurden jeweils fachkundige Redner zum Thema biologischer Landbau eingeladen, wie z.B. Prof. Alwin Seifert mit dem Thema: Garten- und Landbau ohne Gift oder Prof. Hans Bach, der sich zur Thematik: Die Zukunft der Erde, Mondwüste oder blauer Stern? äußerte.

1969 erschienen Merkblätter für den organisch-biologischen Gartenbau und 1975 das Buch „Die wissenschaftlichen Grundlagen des organisch-biologischen Landbaus“ von Ing. Brauner.

Die Fördergemeinschaft, die sich bisher als Interessengemeinschaft für alle, d. h. auch Ärzte, Private und Techniker ansah, kam in den 1970er Jahren in eine Krise.

Bereits 1976 hatte der Ing. Josef Willi die Idee eines Biobauernverbandes an 20 potentielle Mitglieder herangetragen. Aber erst nach einigen Sendungen im ORF zu diesem Thema nahmen die Gründungsvorarbeiten Fahrt auf.

In der Dokumentation „Planquadrat ländlicher Raum“, die über den biologischen Landbau berichtete, die auch zur Hauptsendezeit im ORF ausgestrahlt wurde, kamen Bauern wie Walter Eibök, Franz Kappel, Alois Wach, Peter Moosbrugger zu Wort, die ihre Landwirtschaft umgestellt hatten. Zum Schluss wurde in der Dokumentation nach Interessenten für ökologischen Landbau gefragt. Über 20.000 Anfragen erreichten die Redaktion. Das Filmemacherteam Void & Elisabeth Guggenberger überzeugte den ORF, eine Informationsbroschüre herauszugeben, die an Interessenten verschickt wurde.

Zwischen 1978 und 1979 folgten vier weitere Dokumentationen mit dem Titel „Patient Natur“. Ab 1975 wurde im ORF praktisch parallel die HELP-Redaktion von Dieter Dorner - einem slowenischen Biobauern - aufgebaut. In Folge entstanden nun Dokumentationen zu spezifischen Hörerfragen. In diesem Rahmen wurde beispielsweise über biologische Lebensmittel und ,,toxische Rückstände in Lebensmitteln“ informiert.

1979 bildete sich ein reiner Biobauernverband mit dem Markenzeichen ORBI (Organisch-Biologisch). Kontrolliert nach Doktor Hans Müller garantierte dieser Verband die spezielle biologische Qualität.

Gründungsobmann war Walter Eibök. 1982 wurde der erste ORBI-Laden eröffnet. Informationen des Verbandes erscheinen vierteljährlich in der Zeitschrift „der Bäuerliche Pionier“.

Zum Procedere der Anerkennung als Biobetrieb gehörte der Besuch einer mehrköpfigen Kommission. Nach einem Gespräch über die Methode und Betriebsführung wurde das Zertifikat ausgestellt. Die Produktionsvorschriften waren in den Kapiteln zum Pflanzenschutz nachzulesen. So wird z. B. im Kapitel V die Verwendung von Herbiziden und chemischen Wachstumsregulatoren untersagt.

Die erste Fassung der Bioverordnung, die genau definiert, listet auf, welche Produkte sich Bio nennen dürfen und welche nicht. Die großzügige EU-Förderung mit dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 führte dazu, dass die Anzahl der Biobauern stark zunahm.

Bereits seit 1991 gab es in der EU einheitliche Vorschriften für Biowein (EG-ÖKO-Verordnung 2092/91). Die Biobauern waren in mehreren Verbindungen organisiert. Die unterschiedlich agierenden Verbände brachten es jedoch mit sich, dass gemeinsame Ziele nicht konsequent genug verfolgt werden konnten. So wurden schließlich zwei Dachverbände gegründet: die ARGE Biolandwinzer und die ÖIG.

Ziel war es, einen klaren Ansprechpartner für Politik, die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Medien zu definieren. Diese Entwicklung mündete 2005 in den Zusammenschluss aller Verbände unter Bio Austria: Darin vereinigt waren der Bio Austria Bundesverband und die beiden ehemaligen Dachverbände ARGE Bioland und ÖIG. Weitere Verbände (ca. 20) kamen dazu; u. a. der österreichische Demeter-Bund sowie Freiland, Arche Noah, Erde & Saat und die ORBI-Förderungsgemeinschaft des gesunden Bauerntums.
Insgesamt waren damit 14.000 österreichische Biobäuerinnen und Biobauern dem neuen Verband beigetreten. Zum Obmann wurde der Kärntner Biobauer Ingenieur Johannes Tomic gewählt.

Richtlinien

Die BIO AUSTRIA Richtlinien gehen in wesentlichen Punkten über die EU-Bioverordnung hinaus.
So muss der Weingarten ganzjährig begrünt sein. Alle organischen Stoffe, die im Anbau und in der Verarbeitung anfallen, werden entweder kompostiert oder über eine Flächenkompostierung dem Boden zugeführt. Der Einsatz chemischer Substanzen, Insektizide, organische Fungizide und Herbizide ist verboten. Die Obergrenze für den Kupfereinsatz beträgt 3 kg Reinkupfer pro Hektar und Jahr.

Weiterhin gelten die allgemeinen Richtlinien und die Richtlinien zum Pflanzenbau von Bio Austria auch für die Weinbaubetriebe. Details können über BIO AUSTRIA Richtlinien eingesehen werden.

Die Weinproduktionsvorschriften von Demeter Österreich unterscheiden sich von der EU-Vorschrift für Öko-Weine in folgenden Punkten:

Nur biodynamischer Kompost ist gegenüber organischem Dünger erlaubt und manuelle Lese gegenüber mechanischer Lese. Außer für Schaumwein sind keine Reinzuchthefen erlaubt, Fraktionierung und Konzentrationstechniken sind ebenfalls verboten.

Demeter-Weine sind für Veganer und Allergiker geeignet, da bei der Weinbereitung Schönungsmittel wie Eiweiß, Gelatine, Casein oder Hausenblase verboten sind. Seit 2012 ist in der EU die Kennzeichnung dieser Allergene am Weinetikett im Piktogramm verpflichtend.

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