7. August 2018

Glyphosat möglicherweise krebserregend – US-Sammelklage gegen Monsanto/Bayer

US-Richter lässt im Juli 2018 Sammelklage wegen Krebsgefahr durch Glyphosat zu, dem weltweit meist verwendeten Herbizid

Das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat steht im Verdacht, Lymphdrüsenkrebs auszulösen. Der US-Richter Vince Chhabria hat im nördlichen Bezirk von San Franzisko/Kalifornien eine Sammelklage gegen Monsanto, dem Hersteller des aus Glyphosat hergestellten Herbizids Roundup, zugelassen. Über 400 Kläger, die an Non-Hodgkin-Lymphomen leiden oder Angehörige von erkrankten Personen sind, werfen Monsanto vor, nicht auf die von Glyphosat ausgehende Krebsgefahr hingewiesen zu haben. Der Saatguthersteller Monsanto, der im Juni 2018 für 63 Milliarden Dollar von der Bayer AG übernommen wurde, weist alle Vorwürfe zurück, sein Produkt Roundup könne beim Menschen vermehrt Non Hodgkin Lymphome/Lymphdrüsenkrebs auslösen. Glyphosat, dessen Patent seit 1990 in den meisten Ländern abgelaufen ist, wird noch von über 90 weiteren Chemieunternehmen hergestellt. Fast die Hälfte der Jahresproduktion – das sind mehr als 700.000 Tonnen – erfolgt in China. 2017 wurde in Europa die Zulassung von Glyphosat nach langer Diskussion von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) um fünf Jahre verlängert. Monsanto soll Wissenschaftler für positive Glyphosat-Studien („wahrscheinlich nicht krebserregend“) bezahlt haben, um die Entscheidungsfindung der EU-Behörde zu beeinflussen. Die zur WHO gehörende Agentur für Krebsforschung (IACR) stuft Glyphosat hingegen als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Für die glyphosatkritische Bewertung eines Sachverständigen sollen US-Anwälte, die potentielle Glyphosat-Opfer vertreten, 150.000 Dollar gezahlt haben. Monsanto stellt neben dem auf Glyphosat basierenden „Roundup“ auch gentechnisch verändertes Saatgut her, das gegen Glyphosat resistent ist („RoundupReady“). Eine antimikrobielle Wirkung von Glyphosat/Roundup ist zweifach patentiert, und Glyphosat ist in vielen Lebensmitteln zu finden. So ist das Ergebnis einer Studie über Veränderungen der Darmflora bei Ratten, die jüngst in der Fachzeitschrift „Environmental Health“ veröffentlicht wurde, nicht verwunderlich. Die Labortiere wurden mit glyphosathaltigen Lebensmitteln gefüttert – in Dosen, die bezogen auf das Körpergewicht beim Menschen als unbedenklich eingestuft wurden. Da es bislang noch keine Studien über Auswirkungen von Glyphosat auf die menschliche Darmflora gibt, besteht hier noch erheblicher Forschungsbedarf. Agrarministerin Julia Glöckner/CDU will Glyphosat ab 2019 für Privatpersonen ohne Sachkundenachweis verbieten und für Landwirte den Gebrauch durch Auflagen einschränken. Pflanzen entwickeln auf Glyphosat zunehmend Resistenzen. Daher tritt als Folgemittel das Herbizid Dicamba in Erscheinung – natürlich in Kombination mit entsprechend gentechnisch verändertem Saatgut.

                                                                                                            >> Mehr zu Glyphosat und Dicamba finden Sie unter WEINWISSEN im Kapitel Gift im Wein".