21. Januar 2021

Corona-Risiken für Weintrinker minimiert?

 

SARS-CoV-2 und Wein mit gleichem Ursprung?

Der Beginn des Weines, die Weinentdeckung ist sagenumwoben. Da werden die gärenden Trauben in Fellsäckchen erwähnt, der Zufallswein. Er dürfte mehrmals an verschieden Stellen der Welt immer wieder von anderen Menschen neu entdeckt worden sein. Bis einige Menschen ihre Entdeckung anderen mitteilten und andere noch bessere Methoden als das Gärsäckchen erfanden. Auch die Steigerung der Geschmacksintensität durch Beschneiden der zunächst wilden Rebenbäume enddeckten wiederum andere. Dann mag alles sehr schnell gegangen sein. Die Informationen wurden an andere Menschen weitergegeben und in der Gemeinschaft konnten rasch größere Mengen von Wein produziert werden. Viele Menschen waren ja bereits seit einigen Tausend Jahren sesshaft und betrieben Ackerbau. Regelmäßig ernteten Menschen im Spätsommer reife Trauben und lagerten sie zur Vergärung in Behältern. In Mesopotamien und Transkaukasien wurden vor etwa 6000 Jahre v. Chr. die ersten Rebgärten angelegt. In China fanden sich in der jungsteinzeitlichen Ausgrabungsstätte Jiahu in der Provinz Henan Gefäße mit Weinresten, die auf ca. 7000 Jahre v. Chr. datiert werden. Die chinesische Provinz Henan liegt unmittelbar neben Huwei mit der Elf-Millionen-Metropole Wuhan, von wo aus wahrscheinlich das SARS-CoV-2-Virus im November 2019 seine Reise um die Erde antrat.

 

Wein , Vitamin C und Corona

Vor etwa 9000 Jahren wurde der Weinanbau verfeinert und in die entlegensten Gegenden der Erde eingeführt. Weinbau und Weintrinker wurden in den Tausenden von Jahren von verschiedensten gefährlichen Viren heimgesucht. Dennoch haben sich Weintrinker weiter vermehrt. Der Wein zählte über viele Jahrhunderte zu den reineren Getränken, er hatte weniger krankmachende Erreger als abgestandenes, bakteriell verseuchtes Wasser oder Bier. Seefahrer wie Christoph Kolumbus retteten sich und ihre Mannschaft mit der täglichen Weinration unbewusst vor Vitamin-C-Mangel und in Folge vor der tödlichen Krankheit Skorbut. Vitamin C befindet sich auf natürliche Weise im Wein, aber in teilweise höheren Mengen in Obst, Gemüse und auch Milchprodukten. Es gilt bei Virusinfekten als Radikalenfänger. In infizierten Zellen wird Eisen durch Wasserstoffperoxid oxidiert, es entstehen frei Radikale. Vitamin C wirkt bei diesem Prozess antioxidativ. Weiterhin ist es für die Regulation unserer Immunabwehr notwendig und spielt eine Rolle bei der Interferonproduktion. Interferone sind unsere erste Abwehrlinie bei der Abwehr gegen Viren. Viren werden bereits auf den Schleimhäuten von Mund und Nase durch Interferone eliminiert. Kinder haben höhere Konzentrationen von Interferon auf den Schleimhäuten als Erwachsene. Vitamin C bzw. Ascorbinsäure ist auch bei der späteren Herabregulation des Immunsystems zur Vermeidung eines Zytokinsturms beteiligt.

 

Wein, Corona und Spermidin

Das im Wein vorkommende Spermidin, ein Botenstoff des Körpers, kann möglicherweise auch vor Viren schützen. Spermidin regelt die Mechanismen unseres Zellsystems, indem Überflüssiges abtransportiert wird. Dieser Mechanismus unseres Zellsystems nennt sich Autophagie. Besonders Makrophagen oder Fresszellen und Monozyten sind daran beteiligt. Das Virus SARS-CoV-2 regelt diesen Mechanismus herunter, indem es unser körpereigenes Enzym, die Spermidin-Synthase, hemmt und weniger körpereigenes Spermidin produziert wird. Im Zellversuch mit Meerkatzenzellen konnte eine SARS-CoV-2-Virusvermehrung durch Spermidin-Zugabe reduziert werden. Die notwendigen Spermidin-Konzentrationen werden aber in unseren Geweben auch bei Gaben in hohen Mengen leider nicht erreicht. Über Rotwein sollten nur geringe Mengen Spermidin täglich aufgenommen werden. Ab einer Menge von 0,125 Liter Wein bei Frauen und 0,25 Liter bei Männern wird Wein bereits ungesund, ab der doppelten täglichen Menge verkürzt er sogar unsere Lebenserwartung. Schwangere dürfen zur Vermeidung von Gehirnschäden des Ungeborenen keinen Tropfen Alkohol zu sich nehmen. Spermidin in höheren Mengen ist enthalten in Weizenkeimen, reiferen Käsesorten, Pilzen, Hülsenfrüchten, Gemüse und Kartoffeln. Besonders bei älteren Menschen werden verminderte Spermidin-Spiegel im Blut gemessen, weshalb die Ernährung dann angepasst werden sollte. Es gibt einige Veröffentlichungen, dass Spermidin körperlich und geistig fit hält. Beides sind gute Voraussetzungen, um sich gegen SARS-CoV-2 zu wehren und für ein längeres und gesundes Leben.

 

Symbiose zwischen Viren und Menschen

Der weit überwiegende Anteil der Viren auf unserer Welt sind nützliche Viren. Sie sind für das Gleichgewicht der Natur notwendig. In jedem Tropfen Meerwasser befinden sich etwa zehn Millionen verschiedenste Viren. Sie steuern große Teile der Biomasse im Meer durch ihre Wechselwirkungen mit Bakterien und Algen. Indirekt sind Viren für die Stabilisierung unserer Umwelt und somit auch für den Weinanbau notwendig.

 

Das Virale Mikrobiom

Die Viren in unserem Darm wie das virale Mikrobiom sind für Weintrinkende und auch für andere Menschen ebenfalls wichtig. Viren sind mengenmäßig die häufigsten Mitglieder unserer Darmflora. Dort regulieren sie zusammen mit Bakterien und unseren Immunzellen in der Darmwand das Mikrobiom des Darmes. Billionen von Mikroorganismen tummeln sich dort. Zwischen unserem Darm und Gehirn gibt es mehrere Verbindungsachsen. Ein Pfeiler dieser Achse sind die von Bakterien hergestellten Botenstoffe. Ein zweiter sind die Immunzellen, welche sich in großen Mengen in den Darmwänden befinden und dort verschieden aktiviert werden können. Diese Immunzellen teilen unserem Gehirn Veränderungen in der Zusammensetzung des Mikrobioms mit. Bei Menschen mit psychischen Problemen finden sich z.B. weniger Bakterien der Gattung Coprococcus im Verdauungstrakt wieder. Diese Keime sind an der Produktion des Neurotransmitters Dopamin beteiligt. Probiotika scheinen eine stabilisierenden Einfluss auf unsere Psyche durch Veränderung des Mikrobioms zu nehmen. Das Mikrobiom einschließlich der Bakterien und Viren in unserem Verdauungssystem hat wichtige Funktionen wie die Steuerung des Immunsystems, die Unterstützung der Verdauung, die Anregung der Darmbewegungen, die Entgiftung von manchen Umweltgiften und die Umwandlung und Aufnahme von einzelnen Nahrungsbestandteilen. Das Mikrobiom des Darms beeinflusst sogar unseren Gewichtsverlauf und somit nicht nur die getrunkene Weinmenge.

 

Risiko von SARS-CoV-2 für Weingenießer minimiert?

Wenn das SARS-CoV-2-Virus einen Weingenießer oder andere Menschen befällt, liegt das Risiko, an der Infektion zu sterben, bei etwas unter 1 zu 1000. Bei jungen Menschen unter 30 reduziert sich das Risiko fast gegen Null. Es gibt aber auch junge Menschen mit einem erhöhten Risiko. Menschen unter 60 mit einem BMI von über 40 und Diabetiker sowie Menschen, die aufgrund von bestimmten Krankheiten wie Diabetes oder aufgrund bestimmter Medikamente, wie z.B. Kortison, eine verminderte Immunabwehr haben. Männer sind durch das Coronavirus etwa doppelt so gefährdet wie Frauen. Die Ursache scheint zum einem in einer verzögerten Immunreaktion zu liegen, zum anderen auch an der Wirkung von Testosteron. Testosteron führt zu Veränderungen von Zelloberflächenstrukturen, die dem SARS-CoV-2-Virus das Andocken erleichtern. Mit Testosteronentzug bei Prostatakrebs behandelte Männer haben ein deutlich geringeres Risiko eine schwere COVID-19-Erkrankung zu durchlaufen. Menschen zwischen 65 und 75 haben ein Sterberisiko von etwa drei Prozent, Menschen über 75 haben ein Risiko von etwa zehn Prozent eine SARS-CoV-2 Infektion nicht zu überleben.

 

Warum reagiert unser Immunsystem bei SARS-CoV-2 oft falsch und führt zu Autoantikörperbildung?

Normalerweise schafft es unser Immunsystem in einer konzentrierten Reaktion gefährliche Viren innerhalb einer Woche zu eliminieren. Virus-infizierte Zellen werden abgetötet und die neu gebildeten Antikörper fangen die restlichen Viren ab. SARS-CoV-2 reduziert jedoch die Interferonproduktion. Somit fährt die ansonsten schwächere humorale Abwehr hoch. Zum anderen regt SARS-CoV-2 bestimmte Enzyme zur Eiweißspaltung an, um sich Vermehren zu können. Die entstehenden Eiweißfragmente, auch Neoantigene genannt, werden in einem späteren Schritt von unserem Immunsystem angegangen, wir greifen unsere eigenen Eiweiße anstatt nur die Erkennungseiweiße der Virushülle an. Ein großer Teil der gebildeten Antikörper sind also Autoantikörper, welche Organe unseres Körpers oder auch Gefäßwände attackieren. Diese Autoimmundefekte führen zu Schäden am Geruchssinn, Herz, Nieren, Lunge und Gehirn. Langzeitschäden können in allen Altersklassen auftreten. Die Autoantikörper gegen Bausteine der Zellmembranen führen in den Gefäßen zu Entzündungen und Mikroembolien. Blutverdünner wie ASS und besonders Heparine reduzieren diese Risiken.