Was den Wein prägt: Die Pflege des Weinbergs, der Reben und der Trauben



"Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen." - Der Winzer muss immer etwas tun oder veranlassen.

Im Januar
fährt der Winzer Ski oder er reist nach Madagaskar.

Im Februar und März
werden in manchen Gebieten die Reben nahe am Boden gehalten. Alle Reben, auch die hochgezogenen in besonderen Lagen, werden zur Kräftigung der späteren Trauben geschnitten, um einen goldenen Ausgleich zwischen Wurzeln, Wuchskraft und Ertrag herzustellen.

Im April und Mai
werden die verschonten Rebenruten – die Bogreben – zur besseren Saftströmung festgebunden.

Bei Nachtfrösten wird Papier oder Stroh über junge Pflanzen gelegt.

Zur Schonung der Blüten stellen die Winzer Gasheizöfen in die Felder. Aber auch Kerzen und Feuer am Rebfeldrand werden entzündet. Oder der Winzer bestellt den Hubschrauber zum Aufwirbeln des Bodenfrostes in der Morgendämmerung bei den dann maximalen Minusgraden.

Von Mai bis Juni
ist das Anordnen des Reblaubs, die Laubarbeit, ein wichtiger Akt, damit die Photosynthese in den Blättern nicht durch Beschattung eingeschränkt wird.

Eine größere Erntemenge geht in der Regel mit weniger intensiven Aromen einher. Einige Winzer führen deshalb in dieser Zeit eine Traubenhalbierung zur Ertragssteuerung durch.

Im Juli und August
erfolgt bei vielen Winzern die „grüne" Lese: Die weniger guten Trauben und/oder die obersten Trauben jedes zu stark belasteten Triebs werden geschnitten, damit die Trauben nicht verwässern.

Von Juni bis August
bekämpft der Winzer vorbeugend die „Krankheit“ Mehltau an den Stöcken. Zudem zieht er gegen Läuse, Milben, Raupen, Würmer und Pilze in den Kampf. Manch konventionell anbauendender Winzer wird zum wahren Alchimisten. Über den Laptop gebeugt erfährt er die Rezepturen der Gifte und deren Anwendung von Organisationen, die der chemischen Industrie gegenüber aufgeschlossen sind. Zwischendurch werden dann noch Arbeiten am Boden zur Auflockerung durchgeführt.

Der Biowinzer schaut diesem Treiben nur zu. Zur Traubenlese braucht er noch nicht. Nein, vorher muss er muss er noch öfter in die Reben. Dort arbeitet er mit Kupfer und widmet sich der Laub- und Bodenpflege. Der notwendige Arbeitseinsatz ist in der Regel intensiver als im konventionellen Weinanbau und nach jedem Regen sind die mühsam aufgebrachten Kupferfilme von den Reben gespült.

Von August bis November
erfolgt die Weinlese. „100 Tage Sonne braucht ein guter Wein“. Beim Weinbergsschluss werden in manchen Gebieten die Weinbergausgänge mit Barrikaden blockiert. In der Zeit vor der Lese wird die Traubenreife täglich vom Winzer überprüft. Die physiologische Reife der Trauben ist nicht nur vom Zuckergehalt abhängig und messtechnisch kaum zu erfassen. Augen und Gaumen sowie die Erfahrung des Winzers sind zur stimmigen Kombination zwischen Zucker, Säure und Phenolen gefragt. Überreife Trauben, mit oder ohne Edelfäule, können während eines einzigen Tages entstehen. Manche Winzer selektionieren die Trauben bereits während der Lese – Selektion am Stock. Andere selektionieren am Tisch. Schlecht entwickelte oder von Fäulnis befallene Trauben werden entfernt, die Weinbereitung beginnt. „Schlechte Trauben können keinen guten Wein“. Und die wichtige Kellerarbeit beginnt – darüber im nächsten Kapitel.

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Im Dezember
packt der Winzer Weihnachtspäckchen mit bestellten Weinen für seine Stammkunden.

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